HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier


Kontext: Begriffe in Projekten und im Projektmanagement


Begriffe: Vermeidungen. Nicht-Ziele, negative Ziele.

Vermeidungen

Vermeidungen sind als Ziele schwierig konkret zu beschreiben, weil sie eine Negation enthalten: Es soll etwas

  1. vermieden werden,
  2. umgangen werden,
  3. nicht eintreten,
  4. nicht geschehen,
  5. nicht wirksam werden,
  6. keine Bedeutung erhalten,
  7. keine Konsequenzen haben,
  8. nicht außer Kontrolle geraten (können),
  9. unberücksichtigt bleiben (können),
  10. keinen Einfluss haben.

Vermieden werden sollen z.B.

  1. Risiken,
  2. Fehler, Fehlverhalten, Fehlentscheidungen,
  3. Mängel, Engpässe,
  4. Blockierungen, Verhinderungen,
  5. Verzögerungen,
  6. Störungen, Unterbrechungen,
  7. Auseinandersetzungen,
  8. Haftungen,
  9. Gefahren, Gefährdungen, Unfälle,
  10. Ausfälle, höhere Gewalteinwirkungen,
  11. Katastrophen,
  12. Leichtsinn, Dummheit, Dilettantismus,
  13. anderes "Negatives" aller Art.

Die Menge des zu vermeiden Sollenden ist immer unendlich größer als das, was tatsächlich konkret angegangen werden soll oder kann.

Die Abwesenheit von Etwas ist als Ziel schwierig bzw. nicht formulierbar. Wenn etwas nicht geschehen soll und auch nicht geschieht, bleibt immer offen, ob es sowieso nicht hätte geschehen können bzw. geschehen wäre, auch wenn nichts getan worden wäre.

Wenn etwas geschieht, was vermieden werden sollte, können sich die mit der Vermeidung Beauftragten in der Regel auf Dritte, höhere Gewalt oder Unvorhersehbares berufen, die es ihnen unmöglich gemacht haben, das zu Vermeidende auch tatsächlich zu vermeiden. In der Regel genügt dazu der Nachweis, dass irgendwas getan wurde, auch wenn es sich im Nachhinein als falsch oder gar untauglich erweist. ("Händeklatschen vertreibt Elefanten": Dass das stimmt, dann jeder in jedem Büro sofort überprüfen: Es sind tatsächlich keine vorhanden.)

Vermeidungen sind in der Regel eng verbunden mit

  1. Ängsten, gleichgültig ob berechtigt oder unberechtigt,
  2. schlechten Erfahrungen, die nicht wiederholt werden sollen,
  3. Veränderungen, die tatsächlich eintreten können und nicht nur "positive" Wirkungen haben werden (können),
  4. Bequemlichkeiten, die erhalten werden sollen,
  5. Macht, die behalten werden will,
  6. Verantwortungen, die nicht übernommen werden wollen,
  7. Überzeugungen und Glaubenssätzen,
  8. Gewohnheiten, die nicht mehr fortgeführt werden können,
  9. Widerstand gegen Veränderungen oder gegen die Akzeptanz von bereits eingetretenen Veränderungen,
  10. Tabus.

In der Regel stehen hinter den Vermeidungen

  1. das Bedürfnis nach Schutz,
  2. das Bedürfnis nach Unversehrtheit
  3. die Abwehr von Abhängigkeiten,
  4. das Bedürfnis nach Schutz vor den Imponderabilien (Unwägbarkeiten) des Lebens
  5. der Schutz vor der Willkür Dritter,
  6. der Schutz vor Ansprüchen von Dritten über die eigene Fähigkeiten hinaus,
  7. der Schutz von Freiräumen, bisherigen Privilegien,
  8. der Schutz von Status,
  9. der Schutz von Bewährtem,
  10. der Schutz des Neuen.

Dass Vermeidungen als Ziele dienen ist häufig zu erkennen z.B.

  1. an der Menge und dem Umfang der Absicherungen,
  2. an der Menge und Häufigkeit von Rückversicherungen,
  3. an der Häufigkeit von (versuchten) Rückdelegationen,
  4. am Aufwand für Selbstschutz, Vermeidung von Verantwortung, Zuständigkeit,
  5. am Aufwand für Nachweise für die eventuellen Beweise, dass "man selbst alles richtig und nach bestem Wissen und Gewissen gemacht habe".

Unterschiede, Abgrenzungen und Verbindungen zu Projekten und zum Projektmanagement:

Für Projekte und das Projektmanagement sind Nicht-Ziele (Vermeidungsziele) nur dann geeignet, wenn sie in positive Projektziele umgewandelt, die auch durch Maßnahmen geplant und messbar erreicht werden können.

Die größten Vermeidungen in Projekten und im Projektmanagement geschehen und verkürzte Bestandsaufnahmen und Situationserfassungen: Die Annahmen, zu Beginn des Projekts bereits alles Notwendige und Ausreichende für das Projekt und das Projektmanagement zu wissen, zu kennen und zu können, erzwingen im Projektverlauf meist schlagartig die Auseinandersetzung mit dem Vermiedenen, häufig zu den im Projektverlauf unpassendsten Zeiten.

Die größten Risiken in Projekten und im Projektmanagement entstehen aus dem aktiv oder passiv oder unbewussten Vermiedenen. Ursachen hierfür sind z.B.

  1. Unkenntnis,
  2. Unwissenheit,
  3. Unerfahrenheit,
  4. Leichtsinn, Größenwahn,
  5. Dummheit, Verhalten wie Hasardeure, Glücksritter, Spekulanten,
  6. Fehleinschätzungen,
  7. Ignoranz,
  8. Kraftmeiereien, "Mir bzw. uns kann niemand...",
  9. Machtmissbrauch,
  10. Überschätzung der Macht.

Vielfach werden in Projekten auch vermieden, die notwendige Sachkompetenz und Fachkompetenz zu nutzen. Oder aber, es wird eine kritische Auseinandersetzung mit den Experten, Mächtigen und Interessensvertretern vermieden: Das Projektmanagement macht sich inkompetent - oder ist es vielleicht tatsächlich.

Mahnungen:

Nutzen Sie die Hilfen, z.B. die Anleitung zum Projektmanagement einschließlich Projektantrag und dessen Prüfung und Kontrolle sowie die Hilfen für die professionelle Personalarbeit in Projekten und im Projektmanagement.