Begriff: Routinen.
Routinen entstehen durch Wiederholungen. Wiederholt wird, was
sich einmal oder mehrere Male bewährt hat.
Merkmale von Routinen sind z.B.
- Die Erwartungen an die Ergebnisse werden mit jedem Durchlauf
ähnlicher. Sie können sich so verfestigen, dass sie zum Zwang
werden.
- Zeitigen die Routinen nicht mehr die üblichen Ergebnisse, an
die man sich gewöhnt hat, werden eher die Routinen verändert als
die Erwartungen an die Ergebnisse.
- Routinen geben Sicherheit. Die in den Routinen enthaltene
Illusion, dass "es" "nur so" gehen könne, wird nicht mehr
bemerkt.
- Routinen zu hinterfragen, aufzubrechen oder gar zu beenden,
erzeugt erheblichen Widerstand, auch dann, wenn sowohl die
Routinen als auch die Ergebnisse belasten: Die Macht der
Gewohnheiten ist meistens stärker als die Vorstellungen, dass
etwas Anderes auch etwas Besseres sein könnten.
- Die Betroffenen und Beteiligten wissen immer weniger von den
Routinen, an welchen sie beteiligt sind, je länger die Routinen
anhalten und je öfter sie abgelaufen sind.
- Neulinge in Organisationen werden in der Regel sehr
sorgfältig in die Routinen eingewiesen. Kandidaten, die eine
Gefährdung der Routinen vermuten lassen, werden von vornherein
als "ungeeignet" ausgesondert. Viele eignungsdiagnostische
Maßnahmen dienen ausschließlich diesem Zweck.
- Routinen brechen ohne Vorwarnungen in sich zusammen
("Kollaps"), wenn die zu den Routinen notwendigen
Rahmenbedingungen nicht mehr gegeben sind. Mitunter genügen
kleinste Störungen, die sich vielfach auch nicht ankündigen.
- Routinen können "heiß-laufen".
- Routinen können versanden, gestoppt werden, eskalieren und
"aus der Kontrolle" geraten: Sie entwickeln eine zumindest
vorübergehend nicht mehr steuerbare Eigenentwicklung. Die
Ergebnisse sind irreversibel.
- Routinen lassen sich nicht erzwingen. Sie ergeben sich von
selbst - oder eben nicht.
Typische Routinen sind z.B.
- Routinen von Rechnern, "Anmelden", "Einschalten,
"Ausschalten", "Hochladen", "Speichern", "Abmelden".
- Herstellung der Betriebsfähigkeit z.B. von Maschinen.
- Checks aller Art wie Sicherheitschecks, Wartungen.
- Verfahren aller Art.
- Arbeitsabläufe.
- Arbeitsweisen, Vorgehensweisen.
- Verhaltensmuster, Handeln ohne Nachdenken oder Bedenken.
- Gewohnheiten.
- Spiele aller Art.
Typische Fehlerquellen von Routinen sind z.B.
- Fehleinschätzungen, Verkennungen von eingespielten Routinen,
- Annahmen, die bewährten Routinen ließen sich argumentativ
verändern: Routinen werden nur durch konkrete Eingriffe
verändert.
- Annahmen, die Routinen würden im aktuellen Fall keine Rolle
spielen.
- Annahmen, für das "Neue" gäbe es noch keine Routinen.
- Annahme, was sich einmal bewährt habe, würde auch zur Routine
werden.
- Annahmen, Routinen führten immer zum besten Ergebnis.
Unterschiede, Abgrenzungen und Verbindungen zu Projekten und zum
Projektmanagement:
Das Neue und Neuartige von Projekten und des dazu erforderlichen
Projektmanagements macht insbesondere Unerfahrene Glauben, dass
"alles neu zu erfinden" sei. In der Regel wird schnell bemerkt, dass
dem nicht so ist.
Die Projekte und das Projektmanagement müssen die Routinen, in
welche sie eingebettet sind, kennenlernen und beachten.
Projekte und Projektmanagement stören die laufenden Routinen und
erzeugen dadurch erheblichen Widerstand, der durch ein geeignetes
Projektmanagement zu überwinden ist.
In Projekten und im Projektmanagement werden eigene Routinen
entwickelt. Manchmal werden sie dann allgemein übernommen. In anderen
Fällen werden sie mit dem Projekt und dem Ende des
Projektmanagements auch konsequent wieder abgestellt.
Routinen laufen von selbst ab. Projekte nicht.