Begriff: Strategeme.
Strategeme richten sich eher nach außen, also auf das, was außerhalb
der Organisationsgrenzen liegt und wirkt.
Strategeme werden in der Literatur als Zeitfiguren, Raumfiguren oder Zeitraumfiguren beschrieben. Beteiligt sind in der Regel unmittelbare, nicht
kooperierende Nachbarn, denen es wechselseitig z.B. geht um
- die Erlangung oder Erhaltung bestimmter Positionen,
- die Erlangung oder Erhaltung oder Erweiterung des Einfluss- und
Machtbereiches,
- die Abwehr von Gefährdungen und Gefahren,
- die Abwehr von Einfluss oder Macht, Abhängigkeiten,
- die Erreichung von Gefälligkeiten,
- die Erreichung von Duldungen,
- die Erlangung von (größeren) Vorteilen,
- die Aufrechterhaltung der Grenzen, Unterschieden und
Distanzen; Aufrechterhaltung der Nichtintegration.
Bei Strategemen sind "die Anderen" die potenziellen oder
tatsächlichen Gegner, wobei und worum und weshalb und wozu auch
immer. Es geht um Rivalität, Wettbewerb oder konkrete Gegnerschaft,
weil unterschiedliche Interessen vertreten werden, die jeweils gegen
die anderen durchgesetzt oder erhalten oder gestärkt werden sollen.
In der Regel wird dabei davon ausgegangen, dass dies nur möglich
ist, wenn z.B.
- der Gegner ausgeschaltet wird, unwirksam gemacht wird, ruhig
bleibt,
- der Gegner so geschwächt wird, dass er seinen Widerstand
aufgibt,
- der Gegner aus Eigennutz seine bisherigen anderen Interessen
aufgibt und folgt,
- die eigenen Mittel geschont werden,
- die eigenen Mittel besonders wirksam (gegen den Gegner)
werden,
- die eigene Position gestärkt wird,
- die Unterwerfung unter den Gegner vermieden wird,
- der Gegner bei eventuellen Angriffen zumindest wieder
zurückgedrängt werden kann,
- der Gegner seine Interessen ändert und seine Kräfte gegen
Anderes richtet,
- jeder der Gegner einsieht und respektiert, dass ein Angriff
zu größeren eigenen Verlusten als möglichen Gewinnen führen
wird.
Strategeme sind Werkzeuge z.B.
- der Organisationsform,
- der Geschäftspolitik,
- der Produktpolitik, dem Produktportfolio und
Leistungsportfolio,
- der Marktstrategie, im Marketing und Vertrieb,
- der Personalstrategie,
- der Beschaffungsstrategie, im Einkauf,
- der Diplomatie,
- der Parteien aller Art, Interessensvertretungen, Verbände,
Gewerkschaften und Lobbyisten aller Art,
- der Politik,
- des Militärs, der Kriegsführung.
Viele Strategeme werden in Sagen, Märchen und durch
Geschichtserzähler sowie Erfahrungsberichten beschrieben: Sie enthalten
Grundregeln
- des Lebens und Überlebens,
- für die Aufnahme, Erhaltung und Gestaltung von Existenz,
- für die Aufnahme, Entwicklung, Erhaltung und Beendigung von
Partnerschaften,
- für den Umgang mit den eigenen Kräften,
- Handeln, Verhandeln, Austausch, auch z.B. für Kompromisse,
"faule" Kompromisse und "Kuhhandel" zum Interessenabgleich und
-ausgleich.
- für das Verhalten in verschuldeter und unverschuldeter Not,
- für den Rückzug aus Sackgassen, Fehlern oder
Fehlentscheidungen,
- für die Wiederherstellung gestörter Beziehungen,
- für die Lösung von tiefliegenden Konflikten,
- für die Bewältigung von Krisen.
Alle Märchen gehen "gut" aus, was bedeutet, dass das jeweilige
Strategem letztendlich zu einem guten Ende führte.
Bei Strategemen geht es selten um momentane und rasche Erfolge
oder Gewinne, sondern um nachhaltige, dauerhafte und tragfähige, die
durch die Strukturen sowohl ermöglicht als auch gehalten werden.
Typische Strategeme sind in und mit Organisationen z.B.
- Täuschungen oder Vortäuschungen, Heuchelei,
- List, Tücken, Fallen, auch Heimtücke,
- Widerstand, insbesondere passiver Widerstand,
- Störung oder Zerstörung von Schlüsselbeziehungen, Ressourcen
oder anderen wesentlichen Grundlagen, Rufmord, Spionage,
Sabotage,
- Streiks, Demonstrationen, Boykott,
- Allianzen, Verbünde und Verbände, Kartelle,
- Feindbilder,
- Drohszenarien, Katastrophenszenarien,
- Überraschungsangriffe, Überfälle, z.B. aus dem Hinterhalt,
- Machtübernahmen.
Unterschiede, Abgrenzungen und Verbindungen zu Projekten und zum
Projektmanagement:
Projekte können selbst Strategeme sein bzw. als Strategem
eingesetzt werden.
Innerhalb von Projekten und durch Projekte bzw. das
Projektmanagement können Strategeme eingesetzt werden, um z.B.
- für das Projekt ein angemessenes Projektfeld und für das
Projektmanagement ein ausreichendes Handlungs- und
Entscheidungsfeld zu erhalten und zu behalten.
- das Projekt ungestört durchführen zu können,
- um Dritte von einer Auseinandersetzung mit dem Projekt oder
dem Projektmanagement fern zu halten oder eben diese
Auseinandersetzung zu erzwingen,
- die Vorteile und Vorrechte des Projekts auch bei wandelnden
Interessen oder bei Veränderungen zu behalten.
Für alle Strategeme gilt: Sie erreichen die Ziele beim ersten Mal
- oder nie.
Wenn Strategeme gegen Verbündete oder Partner eingesetzt werden
und von diesen erkannt werden, ist das Vertrauen für eine
partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Regel nachhaltig gestört.
Der Aufwand, sich wechselseitig gegeneinander abzusichern, wird
riesig: Wo bisher ein Handschlag genügte, werden kiloschwere formale
Verträge nötig (und meist verlässlich nach Schlupflöchern
untersucht, die dann auch -allseitig- genutzt werden.)