Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier

Begriffe: Eingriffe. Interventionen.

Eingriffe, Interventionen sind z.B.

1. Einmischungen, z.B. in Entscheidungskompetenzen, Entscheidungen oder "innere" Angelegenheiten,
2. Verweigerungen, z.B. von Zustimmungen, Mitteln, Genehmigungen, Freigaben, Leistungen, Beiträge,
3. Sabotage, z.B. Vernichtung von Ressourcen der dadurch Geschwächten,
4. Boykott, z.B. von Anliegen, Interessen, Bedürfnissen von Abhängigen,
5. Absichtliche Fehler, z.B. Fehlleistungen, Minderleistungen, Falschleistungen, Leistungsverweigerung, Leistungsstörungen aller Art,
6. Störungen aller Art,
7. Rückdelegationen,
8. Verschiebungen, Verzögerungen,
9. Änderungen aller Art, z.B. von Auftrag, Kompetenzen (Vollmachten), Zuständigkeiten, Bedingungen, Ressourcen, Rechten, Pflichten, Terminen, Anforderungen, Ressourcen, Verfügungsrechte,
10. Angriffe, z.B. Machtdemonstrationen, zur Erzwingung von Unterwerfungen,

Ein Eingriff setzt z.B. voraus:

1. eine Machtposition (Überposition) über den Personen oder Organisationen, aus welcher in deren Befugnisse oder Zuständigkeiten eingegriffen werden kann,
2. einen Auslöser für den Eingriff, z.B. "Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt."
3. die Gelegenheit,
4. ein Anlass,
5. ein Motiv, ein Interesse,
6. die Mittel für den Eingriff,
7. eine Legitimation für den Eingriff, z.B. Auftrag, Zuständigkeit,
8. die Fähigkeit zum Eingriff,
9. die Kenntnis der aktuellen Situation der Personen oder Organisationen, in deren Befugnisse oder Zuständigkeiten eingegriffen werden soll,
10. ein Wissen über die vermutlichen und zu erwartenden Wirkungen des Eingriffs, einschließlich der Auswirkungen auf Dritte und Rückwirkungen auf den Eingreifenden.

Sehr mächtige Eingriffe werden generell durch die Rahmenbedingungen gesetzt, unter welchen die untergeordneten Personen und Organisationen existieren, leben, arbeiten, leisten und sich austauschen dürfen, können, sollen oder müssen. Meistens ist es den untergeordneten Personen und Organisationen nicht möglich, die Rahmenbedingungen zu verändern, es sei denn z.B. durch

1. Widerstand, insbesondere passiver Widerstand in allen Formen,
2. Verweigerung, aktiver Widerstand, z.B. Arbeitsverweigerung, Befehlsverweigerung,
3. Streik,
4. Rebellion,
5. Revolution,
6. Ersetzung oder Sturz der Mächtigen.

Den übergeordneten Personen und Organisationen steht in der Regel das Recht zum Eingriff zu, wenn aus deren Sicht und Verantwortung sich Entwicklungen ergeben, die als ungünstig oder unerwünscht eingeschätzt werden. Das Recht zum Eingriff ist häufig auch eine Pflicht zum Eingriff. Die unterstellten Personen und Organisationen können und müssen jederzeit mit einem Eingriff rechnen, wenn die Eigendynamik, die Selbstorganisation, das Geschehen nicht (mehr) den übergeordneten Zielen dienen oder sich wesentliche Rahmenbedingungen für das Gesamtgefüge oder für die untergeordneten Personen oder Organisationen ergeben.

Unterschiede, Abgrenzungen und Verbindungen zu Projekten und zum Projektmanagement:

Wirkungsvolle Eingriffe sind häufig Gegenstand von Projekten, z.B. bei allen Organisationsprojekten.

Projekte stellen häufig sehr mächtige Interventionen in das bestehende Organisations- und Beziehungsgefüge dar, alleine durch ihre Erstmaligkeit, Einmaligkeit oder Einzigartigkeit von bestimmten Komponenten. Das Projektmanagement ist deshalb befugt bzw. zu befähigen, die durch das Projekt veranlassten Veränderungen auch tatsächlich zu planen, zu organisieren, sicherzustellen, durchzuführen und zu stabilisieren. Der dazu notwendige Rahmen für die Entscheidungen und Macht wird durch die Projektorganisation geschaffen.

In Projekten und im Projektmanagement müssen die Eingriffe in das Umfeld sorgfältig ermittelt, geplant und organisiert werden. Das Projektmanagement selbst ist zu Eingriffen verpflichtet, wenn die Entwicklungen des Projekts es erfordern, oder wenn wesentliche Rahmenbedingungen für das Projekt sich ändern oder besondere Ereignisse oder Entwicklungen ergeben, die eines oder mehrere Projektziele gefährden.