Begriff: Ziele.
Ziele entstehen dort, wo das IST (noch) nicht dem SOLL entspricht.
Ziele setzen also immer z.B. voraus,
- eine Vorstellung, dass es anders als jetzt sein könnte,
- eine Annahme, zumindest Hoffnung, dass eine Veränderung des
IST möglich sein kann,
- eine Bereitschaft, sich für die Ziele einzusetzen,
- ein Motiv,
- eine Einschätzung, dass "es" angenehmer sei, wenn das Ziel
erreicht wäre,
- eine Befürchtung, dass die Möglichkeiten unzureichend sind,
das Ziel auch zu erreichen,
- eine Bewusstheit über die Abhängigkeiten von Dritten, weil
das Ziel nicht (nur) aus eigener Kraft erreicht werden kann,
- das Bewusstheit, dass für die Erreichung des Ziels Zeit
notwendig ist,
- eine Einsicht, dass das Ziel nicht - wie z.B. ein Produkt -
"hergestellt" werden kann, sondern nur durch einen Prozess
erreichbar ist,
- eine Sorge, dass sich das Ziel als "falsch" erweisen kann,
wenn es erreicht ist, gepaart mit der Gewissheit, dass sich bei
der Zielerreichung neue Probleme ergeben werden.
Ziele durchlaufen in der Regel mehr oder weniger rasch folgende
Schritte:
- Unzufriedenheit mit dem IST,
- Ahnungen von Veränderungsmöglichkeiten,
Verbesserungsmöglichkeiten,
- Intuitionen, Geistesblitze, "Schön wäre, wenn...", "Wir
sollten..."
- Idealisierungen, Auseinandersetzung mit Idealen,
- Desillusionierungen der Ideale, Begrenzungen der Differenzen
zum IST,
- Vorstellungen über das potenzielle SOLL,
- Bewertung des IST im potenziellen SOLL und Akzeptanz des
IST,
- Bestimmung des SOLLs (des Zieles),
- Entscheidung für das Ziel: Festigung, Fixierung,
- Verwerfung oder Unterordnung von anderen Zielen.
Ziele können z.B. sein:
- Hin-zu...-Ziele, d.h. Ziele, die eine bestimmten Ort
enthalten,
- Weg-von...Ziele, d.h. Ziele, die auf jeden Fall die jetzige
Situation endgültig beenden,
- Stückziele, Mengenziele, häufig als "mehr oder weniger"
gegenüber dem IST oder als konkrete Mengen beschrieben,
- Ergebnisziele, d.h. Beschreibungen von Zuständen, die mit
der Zielerreichung eintreten (sollen),
- Qualitätsziele, z.B. die Erfüllung bzw. Einhaltung
bestimmter Anforderungen,
- Kostenziele, Aufwandziele, z.B. als Maximalkosten für den
Aufwand, um das Ziel zu erreichen,
- Erfolgsziele, z.B. Beschreibung von Folgen, die mit der
Zielerreichung eintreten (sollen), z.B. (neue) Potenziale,
Wegfall von Lasten,
- Nutzenziele, z.B. Beschreibungen von Nutzenerwartungen, die
sich nach der Zielerreichung einstellen (sollen), z.B.
Renditeziele,
- Prozessziele, z.B. Lernziele, Entwicklungsziele,
Veränderungsziele,
- Strategische Ziele, z.B. die Erreichung bestimmter
Positionen, z.B. im Machtgefüge, in der Verfügungsgewalt über
Ressourcen.
In der Regel bestehen mehrere Ziele, die untereinander
konkurrieren und verschieden wertig bzw. wichtig bzw. notwendig
sind. Deshalb müssen in Organisationen (und in Beziehungen) für die
Ziele in der Regel festgelegt werden:
- die Zulässigkeit der Ziele,
- die Hierarchie der Ziele,
- die Verantwortung für die Ziele, insbesondere für die Folgen
der Zielerreichung,
- die Art und Weise der Bereitstellung der Mittel für die
Zielerreichung,
- die Kriterien für Entscheidungen in Zielkonflikten,
- die Art und Weise der Fortschreibung der Ziele,
- die Art und Weise der Feststellung der Zielerreichung,
- die Art und Weise sowie Zuständigkeit für die Aufhebung oder
Ersetzung der Ziele,
- die Verbindlichkeit der Ziele,
- die Art und Weise der Legitimierungen von Handlungen und
Verhalten, die wegen den Zielen erfolgt.
Ziele führen also zu zielführendem Denken, Planen, Entscheiden,
Handeln und Verhalten.
Unterschiede, Abgrenzungen und Verbindungen zu Projekten und zum
Projektmanagement:
In Projekten müssen durch das Projektmanagement die eingangs
angenommenen bzw. bestimmten Zielen in der Regel zunächst
angenommen, überprüft und konkretisiert werden, um sie anschließend
auf ihre Machbarkeit bzw. Erreichbarheit hin zu überprüfen. Das
Ergebnis ist dann ein Projektziel oder einige wenige, die dann auch
zum Gegenstand des Projektauftrages werden.
Ohne klare Ziele kann kein Projekt erfolgreich sein: Es endet
irgendwann irgendwo mit irgendwelchen Ergebnissen. (Manchmal sind
sie dennoch nützlich.)
Innerhalb der Projekte müssen durch das Projektmanagement das
Projekt gegliedert werden in
- Projektziele,
- Teilziele,
- Ziele, die zu bestimmten Terminen erreicht sein sollen
(Meilensteinziele),
- Qualitätsziele,
- Kostenziele, z.B. für Subauftragnehmer,
- Aufwandsziele, z.B. für Beteiligte.
Die Ziele werden in notwendige und ausreichende
Maßnahmen
aufgelöst, die "nur noch" durchgeführt zu werden brauchen, damit das
jeweilige Ziel erreicht wird bzw. sich einstellt.
Mahnungen:
Ein zielführendes Projektmanagement erfordert klare Ziele.
Ziele können sich während des Projektverlaufes ändern: Sie können
wegfallen, ersetzt werden, präzisiert, erweitert, verkleinert oder
ergänzt werden.
Jede Änderung von Zielen bedeutet auch eine Veränderung des
Projekts und des dazu erforderlichen Projektmanagements. Da die
Änderungen schleichend erfolgen können, sind von Zeit zu Zeit
unbedingt zu überprüfen, ob die Projektziele noch stimmen, gewollt
sind und weiterhin verbindlich für das Projektmanagement gelten.