HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier


Kontext: Begriffe in Projekten und im Projektmanagement


Begriff: Routinen.

Routinen

Routinen entstehen durch Wiederholungen. Wiederholt wird, was sich einmal oder mehrere Male bewährt hat.

Merkmale von Routinen sind z.B.

  1. Die Erwartungen an die Ergebnisse werden mit jedem Durchlauf ähnlicher. Sie können sich so verfestigen, dass sie zum Zwang werden.
  2. Zeitigen die Routinen nicht mehr die üblichen Ergebnisse, an die man sich gewöhnt hat, werden eher die Routinen verändert als die Erwartungen an die Ergebnisse.
  3. Routinen geben Sicherheit. Die in den Routinen enthaltene Illusion, dass "es" "nur so" gehen könne, wird nicht mehr bemerkt.
  4. Routinen zu hinterfragen, aufzubrechen oder gar zu beenden, erzeugt erheblichen Widerstand, auch dann, wenn sowohl die Routinen als auch die Ergebnisse belasten: Die Macht der Gewohnheiten ist meistens stärker als die Vorstellungen, dass etwas Anderes auch etwas Besseres sein könnten.
  5. Die Betroffenen und Beteiligten wissen immer weniger von den Routinen, an welchen sie beteiligt sind, je länger die Routinen anhalten und je öfter sie abgelaufen sind.
  6. Neulinge in Organisationen werden in der Regel sehr sorgfältig in die Routinen eingewiesen. Kandidaten, die eine Gefährdung der Routinen vermuten lassen, werden von vornherein als "ungeeignet" ausgesondert. Viele eignungsdiagnostische Maßnahmen dienen ausschließlich diesem Zweck.
  7. Routinen brechen ohne Vorwarnungen in sich zusammen ("Kollaps"), wenn die zu den Routinen notwendigen Rahmenbedingungen nicht mehr gegeben sind. Mitunter genügen kleinste Störungen, die sich vielfach auch nicht ankündigen.
  8. Routinen können "heiß-laufen".
  9. Routinen können versanden, gestoppt werden, eskalieren und "aus der Kontrolle" geraten: Sie entwickeln eine zumindest vorübergehend nicht mehr steuerbare Eigenentwicklung. Die Ergebnisse sind irreversibel.
  10. Routinen lassen sich nicht erzwingen. Sie ergeben sich von selbst - oder eben nicht.

Typische Routinen sind z.B.

  1. Routinen von Rechnern, "Anmelden", "Einschalten, "Ausschalten", "Hochladen", "Speichern", "Abmelden".
  2. Herstellung der Betriebsfähigkeit z.B. von Maschinen.
  3. Checks aller Art wie Sicherheitschecks, Wartungen.
  4. Verfahren aller Art.
  5. Arbeitsabläufe.
  6. Arbeitsweisen, Vorgehensweisen.
  7. Verhaltensmuster, Handeln ohne Nachdenken oder Bedenken.
  8. Gewohnheiten.
  9. Spiele aller Art.

Typische Fehlerquellen von Routinen sind z.B.

  1. Fehleinschätzungen, Verkennungen von eingespielten Routinen,
  2. Annahmen, die bewährten Routinen ließen sich argumentativ verändern: Routinen werden nur durch konkrete Eingriffe verändert.
  3. Annahmen, die Routinen würden im aktuellen Fall keine Rolle spielen.
  4. Annahmen, für das "Neue" gäbe es noch keine Routinen.
  5. Annahme, was sich einmal bewährt habe, würde auch zur Routine werden.
  6. Annahmen, Routinen führten immer zum besten Ergebnis.

Unterschiede, Abgrenzungen und Verbindungen zu Projekten und zum Projektmanagement:

Das Neue und Neuartige von Projekten und des dazu erforderlichen Projektmanagements macht insbesondere Unerfahrene Glauben, dass "alles neu zu erfinden" sei. In der Regel wird schnell bemerkt, dass dem nicht so ist.

Die Projekte und das Projektmanagement müssen die Routinen, in welche sie eingebettet sind, kennenlernen und beachten.

Projekte und Projektmanagement stören die laufenden Routinen und erzeugen dadurch erheblichen Widerstand, der durch ein geeignetes Projektmanagement zu überwinden ist.

In Projekten und im Projektmanagement werden eigene Routinen entwickelt. Manchmal werden sie dann allgemein übernommen. In anderen Fällen werden sie mit dem Projekt und dem Ende des Projektmanagements auch konsequent wieder abgestellt.

Routinen laufen von selbst ab. Projekte nicht.