HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier


Kontext: Begriffe in Projekten und im Projektmanagement


Begriffe: Routinen. Zwänge.

Zwänge

Zwänge werden als Routinen verstanden, gegen deren Ablauf z.B.

  1. keine Möglichkeiten bestehen, gesehen werden oder anwendbar erscheinen,
  2. die Betroffenen und Beteiligten sich als ohnmächtig und / oder ausgeliefert empfinden,
  3. Widerstände oder Einwirkungsmöglichkeiten durch Strukturen abgewehrt werden.

Für Zwänge fehlt in der Regel die Verantwortung: Alle Betroffenen und Beteiligten können sich (meist schuldfrei und unhinterfragt) freizeichnen. Beliebt sich z.B. die so genannten

  1. Askese, "freiwilliger" Verzicht,
  2. Selbst verursachte Zwänge, wie z.B. Termine, Fristen,
  3. Sachzwänge, (Wer zwingt da eigentlich?),
  4. Engpässe, die keine andere Wahl mehr lassen,
  5. Nöte, Notlagen,
  6. Bedrohungen,
  7. Einbildungen,
  8. Urängste, z.B. die Angst, Tabus zu verletzen,
  9. Machtgebrauch, z.B. Verlangen von Gefolgschaft,
  10. Machtmissbrauch, z.B. Erzwingen von Unterwerfung.

Zwänge entstehen oft auch in Notlagen und Engpässen: Es bestehen nur sehr eingegrenzte oder keine Alternativen mehr zur Verfügung, so dass die Wahl für eine Alternative als "Zwang" erscheint - und es vielfach auch ist.

Für das Denken, Planen, Entscheiden, Handeln und Verhalten unter Zwang bestehen andere moralische und auch juristische Wertungen als üblich. Unter "Zwang" scheint mehr "erlaubt" zu sein und die Pflicht zur Verantwortung und Rechenschaft scheint geringer auszufallen. Zwänge sind in Organisationen deshalb beliebt. (Auch wenn das kaum jemand offen zugeben würde.)

Bei Zwang ist also stets von Bedeutung:

  1. Wer oder Was den Zwang ausübt?
  2. Wie der Zwang ausgeübt wird?
  3. Welche Rahmenbedingungen den Zwang ermöglichen?
  4. Wem der Zwang dient?
  5. Was durch den Zwang erreicht werden soll?
  6. Ob der Zwang zweckdienlich erscheint?
  7. Ob der Zwang angemessen ist?
  8. Welche Alternativen zum Zwang bestehen?
  9. Wie die Alternativen genutzt werden könnten?
  10. Was soll durch den Zwang vermieden bzw. wovon soll abgelenkt werden?

Zwang lenkt üblicherweise von den eigentlich bestehenden und zu lösenden Problemen ab. In der Regel sind es die bestehenden unangemessenen (gewordenen) Machtverhältnisse. Druck erzeugt immer Gegendruck und mobilisiert die Strategien zum Ausweichen.

In Projekten und im Projektmanagement ergeben sich Zwänge auch aus z.B.

  1. den Projektauftrag,
  2. dem Auftrag zum Projektmanagement,
  3. den erteilten oder begrenzten Vollmachten,
  4. den Regeln und Spielregeln,
  5. der Projektorganisation.

Unterschiede, Abgrenzungen und Verbindungen zu Projekten und zum Projektmanagement:

Wird in Projekten und im Projektmanagement Zwang ausgeübt, steht immer die Frage an, was verhindert werden oder dennoch erreicht werden soll, obwohl die Mittel, die Gelegenheiten oder die Fähigkeiten dazu fehlen.

Das Projektmanagement muss stets unterscheiden zwischen notwendiger und angemessener Machtausübung und unangemessenem Zwang.

Projekte sind meisten mächtige Ereignisse. Zwanghafte Projekte oder Projekte unter Zwang verschlingen in der Regel unverhältnismäßig viel Ressourcen im Verhältnis zum Nutzen, den sie zu erzeugen vermögen.