HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier


Kontext: Begriffe in Projekten und im Projektmanagement


Begriff: Entscheide.

Entscheide

Entscheide sind das Ergebnis von Entscheidungen am Entscheidungspunkt: Das Entschiedene wurde durch den Schied (Entscheid) von den Alternativen getrennt und damit ausgewählt.

Wer für die Entscheide keine Verantwortung trägt oder weder befugt noch in der Lage ist, eine relevante Entscheidung zu treffen, hält Entscheidungen für einfach. An jedem Stammtisch ist das leicht festzustellen. Meinungen und Ansichten sind jedoch etwas anderes als Entscheidungen, denen Konsequenzen folgen.

Akzeptierte, klare Entscheidungen werden in der Regel unhinterfragt umgesetzt. Entscheide entlasten und geben den davon Betroffenen auch dann Orientierung, wenn diese die Entscheidung weder verstehen noch nachvollziehen können oder für richtig halten.

Wichtiger als die "Richtigkeit" einer Entscheidung, die ohnehin erst nach einer gewissen Zeit festgestellt werden kann, ist, dass die Entscheidung überhaupt getroffen wird: Solange kein Entscheid vorliegt, wissen die Nachgeordneten nicht, was sie tun sollen: Sie füllen die Zeit des Wartens auf die Entscheidungen meistens mit allerlei sinnigem und mitunter auch unsinnigem Zeitvertreib.

In Organisationen werden für bestimmte Entscheidungen Strukturen und Hierarchien geschaffen, durch welche für die Organisation generell oder auch im Einzelfall die Entscheidung getroffen wird. Häufig sind dies z.B.

  1. Personalentscheidungen,
  2. Entscheidungen über Prioritäten, Hierarchien,
  3. Entscheidungen über Qualität,
  4. Entscheidungen über die Anerkennung und Abnahme von Leistungen,
  5. Entscheidungen über Aufträge an Dritte,
  6. Entscheidungen über Partner für die Zusammenarbeit,
  7. Entscheidungen über Konditionen (Preise, Bedingungen),
  8. Entscheidungen über Rechte und Pflichten,
  9. Entscheidungen über Termine und Fristen,
  10. Entscheidungen über Ressourcen.

Für bestimmte, wiederkehrende Fälle wird die Vollmacht zu Entscheidungen delegiert und in der Regel auch in Stellenbeschreibungen, Einzelvollmachten oder Funktionsbeschreibungen genau beschrieben, d.h. begrenzt.

Entscheide sind z.B.

  1. Setzungen,
  2. Vorlagen,
  3. Vorschriften,
  4. Stellenbeschreibungen,
  5. Funktionsbeschreibungen,
  6. Vollmachten.

Entscheide werden verbindlich und in Organisationen verbindlich z.B.

  1. durch konkludentes Handeln, (schlüssiges Handeln im Sinne der Entscheidung),
  2. durch Verträge und Vereinbarungen,
  3. durch Aufträge,
  4. in Regeln, Spielregeln,
  5. in Geschäftsbedingungen, allgemeine und besondere,
  6. durch Anweisungen, Befehle, Anordnungen.

Entscheide setzten Alternativen, also Wahlmöglichkeiten voraus. Sind die Unterschiede der Alternativen groß, ist die Entscheidung einfach; sind sie klein, ist die Entscheidung schwieriger und wird häufig nur unter Berücksichtigung von zusätzlichen "Entscheidungs-"Kriterien getroffen: Einfacher wird sie dadurch meistens nicht.

Entscheide sind eine persönliche Leistung: Sie machen die entscheidenden Personen angreifbar und begreifbar.

Entscheidungen können niemals durch Technik getroffen werden. (Ein Rechner macht programmgemäß bei einem bestimmten Datum "1" und ansonsten "0". Eine Entscheidung kann er nicht treffen: Er hat keine Wahl.)

Entscheide müssen auch durch die Personen, die sie getroffen haben, verantwortet werden. Das bedeutet nicht, dass sie die Entscheidung begründen müssen, auch dann nicht, wenn sie sich als richtig oder falsch erweist: Sie müssen in der Regel nur nachweisen, dass sie die Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen und verantwortungsvoll getroffen haben.

Unterschied: Der Richter rechtfertigt sein Entscheidungen durch die Gesetze, auf welche er sich beruft und die seine Entscheidung legitimieren. Er selbst ist frei in seiner Entscheidung. Sie hat in der Regel auch keinerlei Konsequenzen für ihn. 

Unterschiede, Abgrenzungen und Verbindungen zu Projekten und zum Projektmanagement:

Nicht nur in Projekten und im Projektmanagement ist im wahrsten Sinne des Wortes entscheidend, dass die Entscheide getroffen werden. Dazu sind durch die Projektorganisation die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.

Ist der Neuigkeitswert des Projekts gering oder die Tragweite gut beherrschbar, werden dem Projektleiter oftmals umfassende Entscheidungskompetenzen übertragen, die sich allerdings strikt auf den Projektauftrag und den Auftrag für das Projektmanagement beschränken.

Ist der Neuigkeitswert des Projekts hoch und die Folgen nur schwierig zu kalkulieren, werden die Entscheidungskompetenzen des Projektmanagements klein gehalten, um eine Engführung zu ermöglichen und zu sichern.

Mahnungen:

Entscheide sind keine Urteile oder Beurteilungen. Entscheide lauten immer "Ja" oder "Nein": Sie trennen das Ausgewählte von allem Anderen.

Falls eine Entscheidung begründet wird, ist es immer eine Rechtfertigung. Wird die Entscheidung nicht akzeptiert, stehen nur noch die Begründungen im Mittelpunkt. Sie werden angegriffen. Die eigentliche Sache, worum es eigentlich geht und was tatsächlich durch den Entscheid ausgewählt und abgegrenzt wurde, verliert sich aus dem Auge.