HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier


Kontext: Begriffe in Projekten und im Projektmanagement


Planungsstand: "Die Feinkalkulationen liegen vor."

Die Kalkulationen sind verfeinert und können als verbindliche Grundlagen verwendet werden. 

In den Feinkalkulationen werden alle vorläufigen Annahmen und Schätzwerte durch jene Werte ersetzt, wie sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch konkret ergeben werden. Es werden auch jene Maßnahmen kalkuliert, die in den vorangegangenen Kalkulationen noch nicht eingeflossen waren.

Die vorliegenden Kalkulationen werden hinterfragt, konkretisiert und aktualisiert, z.B. bezüglich

  1. Erfassung aller Einzelposten wie Maßnahmen, Beschaffungen, Nutzungsrechte,
  2. Zeiten, Dauer, Zeitbedarf,
  3. Kapazitäten, Kapazitätsbedarf,
  4. Materialien, Materialbedarf,
  5. Kosten von Einrichtungen, Vorrichtungen, Maschinen, Werkzeugen, Fahrzeugen, Transportmitteln,
  6. Anschaffungen aller Art,
  7. Nebenkosten wie Energie, Frachten, Verpackungen, Reisekosten, Gebühren, Lizenzen, Beratungen, Gutachten, Versicherungen,
  8. Gemeinkosten, z.B. für Administration, Abrechnung, Rechnungslegung, Steuern, Genehmigungen, Mieten, Leasing, Entsorgung,
  9. Reserven für Unvorhergesehenes und Unplanbares, Preiserhöhungen, Garantien, Nachbesserungen,
  10. Aufrundungen zur Gesamtkalkulation.

Bei der Feinkalkulation sind z.B. auch zu berücksichtigen

  1. aktuelle Marktpreise,
  2. Vergleichspreise,
  3. Preislisten,
  4. Erfahrungswerte,
  5. Vergleichswerte,
  6. Angebote,
  7. Risikoaufschläge,
  8. Sicherheitsreserven, Dispositionsreserven, Schwund, Verderb, Eigenverbrauch z.B. von Materialien,
  9. Beschaffungsrisiken,
  10. Folgelasten, Folgekosten.

Bei der Feinkalkulation geht es eher um Plausibilität als um Genauigkeit. Alle einfließenden Daten sind und bleiben vorläufige Variablen, die sich ständig ändern. Zum Teil muss auch bei der Feinkalkulation deshalb mit Schätzwerten gerechnet werden.

Mahnungen:

Es besteht das enorme Risiko, dass bei der Feinkalkulation bereits versucht wird, "Kosten zu sparen" anstatt die Obergrenze der Gesamtkosten zu ermitteln. Besonders gefährlich sind die Klein-Klein-Diskussionen um Einzelposten, die häufig dazu aus dem Gesamtzusammenhang gerissen werden.

Ursachen von Fehleinschätzungen liegen ferner zumeist in der Überschätzung der eigenen Beiträge (Eigenleistungen).

Wer zu viel kalkuliert, kann mit den nicht benötigen Reserven immer etwas angefangen. War zu wenig kalkuliert, sind aufwendige und nervenaufreibende Prozesse der Nachkalkulationen, Nachforderungen und anderen Zeitdieben vorprogrammiert. Diese Prozesse kosten selbst wiederum (unkalkulierte) Zeiten und Kosten.

...und die Moral von der Geschichte oder: Was ist das Ergebnis?

Am Schluss kostet es doch, was es kostet, völlig gleichgültig, wie die Kalkulation ausgesehen hat.

Wer die Kosten nicht realistisch anschaut, übernimmt sich leicht und oft lange unbemerkt.

Wer die Kosten realistisch anschaut, traut sich manchmal nicht (mehr) anzugehen, was dennoch notwendig und möglich ist.

Das Ergebnis der Feinkalkulation ist die Sicherheit, dass die rechnerische Gesamtsumme aller Kalkulationen voraussichtlich eingehalten werden kann.

Die Feinkalkulation ist ein iterativer Prozess. Die jeweils neuen Erkenntnisse werden fortlaufend aktualisiert.